Wenn Dir das Auf und Ab an den Börsen suspekt ist, Dich die niedrigen Festgeld-Zinsen aber auch nicht vom Hocker reißen, hast Du vielleicht schon mal über Anleihen nachgedacht.
Früher war das einfach. Seit Ende der Sechziger konnten Anleger einen „Schatz“ kaufen: den Bundesschatzbrief. Das war eine beliebte, weil sehr sichere Art, Geld zu parken und samt Zinsen wieder zurückzubekommen. Doch die Bundesrepublik Deutschland stellte 2013 die Ausgabe ihrer Schatzbriefe ein.
Heute ist es viel schwerer, ein gutes festverzinsliches Wertpapier zu bekommen. Der Markt für solche Anleihen ist sehr vielschichtig. Und wer nicht genau hinschaut, bekommt das Schlechteste beider Welten: niedrige Renditen und schwankende Kurse.
Eine Anleihe ist eine verbriefte Art, jemandem Geld zu leihen. Dem Staat oder auch einem Unternehmen. Zu einem festgelegten Termin, beispielsweise in zehn Jahren, verspricht dieser Schuldner, Dein Geld zurückzuzahlen. Zudem ist vereinbart, dass Du bis dahin regelmäßige Zinszahlungen bekommst.
Nun gibt es vor allem zwei Besonderheiten, die eine Anleihe von – sagen wir – einem Sparbuch oder Festgeld unterscheiden.
Punkt eins: Wenn es mies läuft, ist das Geld zum Rückzahlungstermin futsch. Oder zumindest ein Teil davon. Damit die Länder nicht ganz pleitegehen, haben zum Beispiel Griechenland und Argentinien in der Vergangenheit sogenannte Schuldenschnitte mit ihren Gläubigern vereinbart. 2012 halbierte sich so auf einen Schlag der Wert griechischer Staatsanleihen. Die Bundesrepublik Deutschland hat dagegen immer pünktlich gezahlt.
Auch bei Unternehmen, die Anleihen ausgeben, gibt es große Unterschiede: Das Spektrum reicht vom soliden Schwarzbrotkonzern bis zum kriselnden Industriedinosaurier.
Die zweite Besonderheit: Viele Anleihen werden an der Börse gehandelt und können daher mal mehr, mal weniger wert sein. Sie haben also einen schwankenden Kurs wie Aktien. Ratingagenturen sollen mit ihren Bewertungen helfen, die Kreditwürdigkeit der Anleiheschuldner einzuschätzen. Trotzdem bleibt die Sache komplex.
Daher unser Rat: Wenn Du schon ein Risiko eingehst, um mehr Rendite erzielen zu können, dann greife lieber zu Aktien, die in Indexfonds (ETFs) gebündelt sind. Den risikoarmen Teil Deiner Geldanlage deckst Du dagegen besser mit Festgeld und Tagesgeld ab.
Wie an einer Anleihe klebt auch an Deinem Festgeldkonto ein konkreter Zinssatz. Du bekommst mindestens das Geld heraus, das Du eingezahlt hast. Bei einer Anleihe ist das nicht unbedingt der Fall. Deutsche Staatsanleihen sind an der Börse so begehrt, dass eine negative Rendite herauskommt, wenn Du sie jetzt an der Börse kaufst. Bei zehnjährigen Papieren aktuell rund -0,6 Prozent pro Jahr. Ein weiterer Pluspunkt: Anders als bei einer Anleihe garantiert Dir jemand die Rückzahlung. Die gesetzliche Einlagensicherung deckt in der EU 100.000 Euro pro Sparer und Bank ab.
Trotzdem sind etwa deutsche oder österreichische Anleihen Bestseller, wie die erste Corona-Anleihe der EU, eine 100 Jahre laufende Anleihe aus Österreich oder die neu eingeführte deutsche Anleihe mit nachhaltigem Touch. Das erklärt sich, wenn man sich deren Investoren genauer anschaut. Darunter sind kaum Privatleute. Mit dem Aus der Bundesschatzbriefe richtet sich die deutsche Finanzagentur überhaupt nicht mehr direkt an Kleinsparer. Die können über ihr Wertpapierdepot zuschlagen, wenn die Laufzeit schon begonnen hat. Banken, Versicherungen und andere Dickschiffe nehmen die Negativrendite zähneknirschend hin, weil sie keine bessere Option sehen, ihr Geld sicher zu lagern.
Wenn Du trotzdem gerne Anleihen in Dein Depot legen möchtest, solltest Du in unseren Ratgeber schauen. Vielleicht sind Anleihen-ETFs eine Idee für Dich. Diese Fonds gibt es nämlich nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Anleihen. Automatische Robo-Advisor nutzen sie gern für die risikoarme Portion der Geldanlage. Erwarte aber, gerade in der absehbaren Zukunft, keine Rendite-Wunder, und achte auf gute Rating-Zensuren. Die Ausfallrisiken für schwächere Unternehmen und Staaten dürften eher zu- als abnehmen.
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